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Ironman Calella - Barcelona
Vorwort: Der Bericht ist etwas länger geworden. Da ich jedoch vermute, dass sich die meisten Besucher meiner Website nicht besonders gut mit dem Ironman auskennen, habe ich versucht, einige Besonderheiten im Bericht zu erklären. Leider konnte ich den Text nicht mit vielen Fotos auflockern, da während der Veranstaltung für die Teilnehmer ein Verbot von Handys und Fotoapparaten gilt.
Nachdem ich beim
Ironman in Hamburg (2023) gestartet war, hatte ich mir vorgenommen, den einen oder anderen weiteren Ironman im Rahmen einer Urlaubsreise zu absolvieren.
Nach
Kopenhagen 2024 entschied ich mich Ende des Jahres, 2025 in Spanien (Calella – Barcelona) an den Start zu gehen.
Ernsthafte Vorbereitungen habe ich aber auch diesmal nicht betrieben. Ich bin genau zweimal mit meinem Triathlonrad 30 Kilometer gefahren. Da mein Ziel jedoch lediglich „finishen mit maximalem Spaß“ lautet, sollte das kein Problem sein. Die Grundlagenausdauer ist bei 5.000–6.000 Laufkilometern pro Jahr ohnehin vorhanden. Dazu kommen noch ca. 2.000–3.000 Kilometer an Alltagsfahrten mit meinem Gravelbike.
Einzig beim Schwimmen habe ich in den letzten Wochen etwas mehr gemacht als üblich. Normalerweise schwimme ich dreimal pro Woche zum Ausgleich, vor der Arbeit, jeweils 30–40 Minuten. In den letzten Wochen habe ich diese Einheiten verlängert, sodass auch einige Trainings mit 3–4 Kilometern dabei waren.
An meiner Ausrüstung hatte ich im Vorfeld nichts verändert – warum auch, sie ist ja größtenteils noch neuwertig. Zum Beispiel meinen Neoprenanzug, den ich mir für Kopenhagen neu gekauft hatte, hatte ich seitdem nur ein einziges Mal getragen. Wobei gar nicht sicher war, ob ich ihn in Spanien überhaupt benutzen dürfte.
Beim Ironman darf man als Altersklassenathlet nur bis zu einer Wassertemperatur von 24,5 Grad mit Neoprenanzug starten. Als ich mich Ende 2024 angemeldet hatte, stand auf der Website von Ironman eine erwartete Temperatur von 22 Grad, später im Sommer wurde das auf 23 Grad angepasst. Über ein mögliches Neoprenverbot hatte ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine Gedanken gemacht.
Fünf Tage vor dem Rennen schrieb dann jemand in der Facebook-Gruppe des Ironman Barcelona, dass die Wassertemperatur eventuell zu hoch sein könnte.
Als ich am Donnerstag vor Ort war, gab es die erste offizielle Messung: 24,6 Grad – also noch 0,1 Grad zu warm. Am Freitag und Samstag wurden dann aber jeweils 24,5 Grad gemessen, sodass alle erwarteten, am Sonntag mit Neo starten zu dürfen.
Die Nichtschwimmer unter meinen Lesern fragen sich jetzt vielleicht, warum der Neoprenanzug so wichtig ist. Nun, in erster Linie dient er als Kälteschutz – daher ist er bei höheren Temperaturen auch verboten. Nebenbei hat er aber einen entscheidenden weiteren Vorteil: Der erhöhte Auftrieb verbessert die Wasserlage, was zu einer stromlinienförmigeren Haltung und damit zu schnellerem Schwimmen führt. Gerade bei mir als Ultraläufer ist der Beinschlag beim Schwimmen nicht sehr ausgeprägt, was dazu führt, dass die Beine absinken und man deutlich mehr Kraft benötigt.
Der späte Start liegt schlicht daran, dass die Sonne erst um 7:50 Uhr aufgeht. Da man aber schon um 7:40 Uhr im Startbereich sein muss und die Wechselzone dann geschlossen wird, bedeutete das, alle Vorbereitungen inklusive Anziehen des Neoprenanzugs im Flutlicht des Fußballstadions, welches als Wechselzone dient, zu erledigen.
Während der Vorbereitung wurde immer wieder durchgesagt, dass der Neoprenanzug erlaubt sei. Darüber machte ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings die wenigsten Sorgen. Über Nacht hatte das Wetter gedreht – es war mit 14 Grad etwas kühl geworden (bisher lagen die Tiefstwerte nachts bei 18–19 Grad), der Himmel war bewölkt, und es hatte ein ziemlich starker Wind eingesetzt. Entsprechend hoch waren auch die Wellen.
Nachdem ich mich fertig vorbereitet hatte, ging ich in den benachbarten Gang der Wechselzone. Ich wusste, dass Martin Öhm vom RSC Göttingen ebenfalls hier war, und hatte mir im Vorfeld seine Startnummer herausgesucht. Martin kommt ursprünglich aus dem Radsport – da ist er auch beim Ironman immer rund eine Stunde schneller als ich. Er läuft aber auch den einen oder anderen Ultra, wie zum Beispiel die
Brocken-Challenge oder den
Leinetal-Ultra, und genau daher kennen wir uns.
Wir unterhielten uns kurz, und da Martin ein genauso schlechter Schwimmer ist wie ich, trafen wir uns später in einem der hinteren Startblöcke wieder. Durch dem Beginn des Rolling Start hatten wir noch über 30 Minuten Zeit, uns intensiv auszutauschen. Martin hatte sich bereits mit der Radstrecke beschäftigt; seine Prognose lautete, dass diese etwa 30 Minuten länger dauern würde als die Strecke in Hamburg.
Das war mir in dem Moment aber egal – ich sorgte mich (zu Recht) mehr um das Schwimmen. Da ich nur selten im Freiwasser trainiere, hatte ich keinerlei Erfahrung mit solchen Wellen. Vor Jahren war ich bei stärkerem Wind einmal im Northeimer Kiessee geschwommen; nach zwei Kilometern hatte ich damals Kreislaufprobleme bekommen.
Die Schwimmstrecke selbst war recht einfach aufgebaut: zunächst 500 m hinaus auf das offene Meer, dann eine 90°-Kurve nach rechts und anschließend 1.550 m parallel zum Ufer in Richtung Ziel. Danach erneut 90° nach rechts und 250 m Richtung Land, wieder 90° nach rechts und 1.250 m parallel zum Ufer zurück, schließlich 250 m nach links zum Strand. Schön war, dass alle 100 m eine große Boje mit Meterangabe markiert war – so wusste man immer genau, wo man sich befand.
Wie befürchtet, wurde das Schwimmen für mich ein wahres Desaster. Schon auf den ersten 500 m schluckte ich mehrfach Salzwasser. Nach der Rechtskurve und weiteren etwa 600 m spielte mein Kreislauf verrückt. Ich drehte mich auf den Rücken und ließ mich treiben, um mich zu beruhigen. Die Wasserrettung – auf SUPs und Jetskis unterwegs – erkundigte sich sofort nach meinem Zustand, doch ich winkte ab und signalisierte, dass alles in Ordnung sei. Während ich auf den Rücken lag, schwappte immer wieder Wasser über mich hinweg, und ich schluckte erneut Salzwasser. Bei etwa 1.700 m musste ich mich schließlich das erste Mal übergeben. Im weiteren Verlauf musste ich mich immer wieder auf den Rücken drehen, um meinen Kreislauf zu stabilisieren.
Ab 2.300 m begann ich zu rechnen, ob ich es überhaupt noch innerhalb des Cut-Offs von 2:20 h schaffen würde – zum Vergleich: In Kopenhagen war ich die 3,8 km in 1:34 h geschwommen. Irgendwie vergingen die Meter dann doch, und ich merkte, dass ich nicht allein mit Problemen kämpfte. Um mich herum hatten viele Schwierigkeiten, und die Wasserrettung musste etliche Athleten mit Jetskis und Schleppen an Land bringen. Kurz vor dem Ufer musste ich mich ein drittes Mal übergeben; die letzten Meter ließ ich mich nur noch an den Strand spülen. Ich dachte dabei: So muss sich ein Schiffbrüchiger fühlen, der endlich Land erreicht.
Das Herauskommen aus dem Wasser war allerdings alles andere als einfach – die starken Wellen und die Rückströmung, kombiniert mit meinen Kreislaufproblemen, machten es mir sehr schwer. Irgendwann stand ich dann endlich am Ufer und torkelte Richtung Wechselzone.
Gerne hätte ich mich erst einmal hingesetzt, um den Kreislauf zu beruhigen, doch auch für das Verlassen der Wechselzone gibt es einen Cut-Off: Nach 2:30 h muss sie verlassen sein. Ich hatte vom Schwimmen zwar noch ein paar Minuten Vorsprung, wollte diese aber nicht leichtfertig verspielen – zumal in der Wechselzone einiges zu tun ist:
Die Radstrecke bestand aus zwei Runden à 88 km plus je 2 km Ein- und Ausfahrt durch die Innenstadt. Die ersten 2 km waren langsam zu fahren: viele Bodenwellen, enge Kurven – was mir recht war, um den Kreislauf zu stabilisieren.
Die Hauptrunde verlief überwiegend entlang der Küstenstraße Richtung Barcelona bis zum Wendepunkt, dann zurück. Da die Strecke sonst nicht ganz auf 180 km gekommen wäre, gab es zwei kurze Abstecher mit Wendepunkten.
Die ersten Kilometer liefen gut; die Beine fühlten sich frisch an, das Rad lief rund. Zwei Dinge bremsten jedoch: der Wind und der sehr grobe Asphalt, der den Rollwiderstand erhöhte. Auf kurzer Strecke merkt man das kaum, über 180 km summiert es sich aber deutlich. Zwar gab es auf der Rückfahrt Rückenwind, doch der „energetische Ausgleich“ fällt bekanntlich nie gleich aus. Trotzdem lief es ordentlich, und ich konnte einige Teilnehmer überholen.
Ab Kilometer 30 spürte ich ein Ziehen im rechten Oberschenkel – noch nicht schlimm, aber spürbar. Bei Kilometer 40 fielen erste Regentropfen; insgesamt hielt sich das Wetter jedoch gut. Auf der ersten Runde gab es zwei bis drei leichte Schauer, danach wurde es zunehmend sonnig.
Kurz vor dem Wendepunkt mussten wir eine etwa 100 Höhenmeter lange Steigung bewältigen – die einzige nennenswerte. Der Rest der knapp 800 Höhenmeter verteilte sich in sanften Wellen. Das anschließende Bergabstück war allerdings schlecht befahrbar, da der Asphalt vielfach beschädigt war, sodass man bremsen musste. Sicherheitshalber führ ich dort vorsichtig runter, aber wohl auch nicht langsamer als die anderen Teilnehmer, den es hat mich niemand überholt, während ich sogar andere Teilnehmer ein- oder Überholt hatte.
Bei Kilometer 60 kam zum Ziehen im Oberschenkel ein Ziehen in der rechten Wade hinzu, nicht so richtig schlimm, aber schon deutlich spürbar und es lagen ja auch noch 120 Kilometer vor mir. Der Rückweg bot dafür wunderschöne Ausblicke entlang der Küste, was etwas Ablenkung brachte.
Auf der zweiten Runde begann ich zur Ablenkung zu zählen, wie viele Radfahrer ich überhole – der Vorteil einer schlechten Schwimmzeit: von hinten kann man kaum überholt werden. Insgesamt überholte ich 92 Fahrer, also etwa alle 980 m einen. Da beim Ironman Windschattenfahren verboten ist (außer beim Überholen muss man mindestens 12 m Abstand halten), waren das fast ausschließlich Einzelfahrer. Das Heranfahren und Überholen machte richtig Spaß.
Am Ende der zweiten Runde fuhr ich durch die Stadt zurück und merkte beim Absteigen an der Dismount-Linie (das ist der Punkt ab wo das Rad geschoben werden muss), wie schwer mir das Laufen fiel. Mein rechtes Bein lief durch die Schmerzen in Wade und Oberschenkel unrund. Ich hoffte, dass es nur an den Radschuhen lag.
In der Wechselzone hieß es dann, Radbekleidung aus (Helm, Handschuhe, Schuhe, Brille), alles in den Beutel – Laufschuhe und Basecap an. Da ich wusste, dass ich in die Dunkelheit hineinlaufen würde, verzichtete ich auf die Sonnenbrille.
Die Laufstrecke bestand aus drei Runden à 13,5 km plus einem 1,7 km langen Abschnitt vom Ende der Wechselzone bis zum Ziel – dieser wurde also viermal gelaufen. Etwa die Hälfte verlief am Meer, die andere durch die Innenstadt.
Das erste Anlaufen fühlte sich katastrophal an; das rechte Bein schmerzte besonders im Oberschenkel. Nach 770 m musste ich die erste Gehpause einlegen – kein guter Start. Zum Glück war das Zeitlimit in Barcelona großzügig, und ich hatte durch das Radfahren einige Zeit herausgeholt. Selbst gehend hätte ich es noch im Zeitlimit geschafft. Nach etwa 2 km wurde es besser, die Laufabschnitte länger, die Gehpausen seltener. Ab Kilometer 7–8 lief es deutlich runder, und ich pausierte nur noch an den Verpflegungsstellen, bei 19 Stück gab es dazu aber auch ausreichend Gelegenheit.
Ab Kilometer 15 begann die Dämmerung, doch die Strecke war gut beleuchtet. Ab etwa Kilometer 20 konnte ich schmerzfrei laufen – und plötzlich machte es wieder Spaß. Bei Kilometer 22 traf ich Martin, der jedoch bereits in seiner letzten Runde war. Seine Prognose zur Radzeit hatte übrigens perfekt gestimmt: Er fuhr 5:33 h statt 5:00 h, ich 6:34 h statt 6:00 h.
Der Zieleinlauf im Dunkeln war großartig: volle Tribünen, fantastische Stimmung, Lichter und Musik – ein perfekter Abschluss.
Im Ziel gab es die verdiente Medaille und das Finisher-Shirt. Danach ging es in den Athletenbereich, wo ich auch Martin wiedertraf. Wir feierten uns gegenseitig und machten uns schließlich gemeinsam auf den 1,7 km langen Rückweg zur Wechselzone, um Räder und Beutel abzuholen.
Fazit:
Zahlen – Daten – Fakten
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Michael Kiene
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